Violine (1), Viola (1), Violoncello (1), Klavier (1)
PDF-Preview (Partiturausschnitte): Thomas Wally (Homepage)
Hörbeispiel: Thomas Wally (Homepage)
Beschreibung
"Das Stück ...jusqu‘à l‘aurore...: Caprice (IV) bleu für Klavierquartett, gewidmet dem Ensemble Mondrian Basel, entstand im Frühjahr/Sommer 2012. Das mittlerweile 4. Stück meiner Caprice-Reihe hat seinen Ur-Ursprung, sowie seine Vorgänger-Stücke, in einer Passage aus dem Buch Der andere Strindberg, wo Strindberg seine improvisierende Maltechnik beschreibt. Diese Passage wurde für mich zum Auslöser einer äußerst „freien“ Schreibweise: praktisch keine Skizzen, sondern von der ersten Minute an Komponieren „in medias res“. In Schlagworten könnte man sagen: größtmögliche Entscheidungsfreiheit bei jeder einzelnen Note; Konzeptlosigkeit als Konzept; Ursache-Wirkung im Sinne von zirkularer Kausalität. Bei fast jeder der anderen Capricen (Caprice für Streichtrio, Jeu: Stille Kost. Caprice (II) für Flöte, Klarinette, Klavier, Violine, Violoncello, Capriccio (III) giocoso, crudele e un poco amabile für Streichquartett, Hommash. Caprice (V) anglois – assez vicieux für Oktett und Caprice (VI) mosaïque für Klaviertrio) gibt es einen oder mehrere „Nebengedanken“, die das Stück in eine bestimmte Richtung lenken. (In Hommash. Caprice (V) anglois – assez vicieux etwa sind zum Beispiel knapp 200 Zitate aus knapp 100 Pet Shop Boys-Songs in Originaltonart und Originaltempo neu kontextualisiert, bei Caprice (VI) mosaïque blitzen immer wieder an Messiaen angelehnte Passagen durch.)
...jusqu‘à l‘aurore...: Caprice (IV) bleu nimmt unter den bisher komponierten Capricen insofern einen Spezialstatus ein, als dieses Stück die einzige Caprice bislang ist, die mit skordierten Streichern arbeitet. Diese Möglichkeit habe ich relativ ausgiebig in meinem 2. Streichquartett la pureté de l‘envie blanche erforscht, wo durch die gewählte Skordatur alle 12 chromatischen Halbtöne als leere Saiten zur Verfügung stehen. Einen Schritt weiter bin ich in la malinconia della porpora ardente für Solo-Posaune und 15 Solo-Streicher gegangen, wo mir durch die gewählte Skordatur alle möglichen 24 Vierteltöne als leere Saiten zur Verfügung standen. Beide Stücke spielen extensiv mit leeren Saiten, natürlichen Flageoletts und mit den damit verbundenen Teiltonreihen. Die (vierteltönige) Skordatur in ...jusqu‘à l‘aurore...: Caprice (IV) bleu hat einen anderen Charakter: Neben dem tiefen Cello-C sind ausschließlich jene Saiten skordiert, die sich um das eingestrichene c befinden. Dadurch gibt es einen speziellen Registerausschnitt, der skordiert ist, man könnte fast sagen: verbogen. Zwar spielen auch in diesem Stück Flageoletts eine wichtige Rolle, die Skordatur dient hier aber über weite Strecken dazu, ein (streckenweise) virtuoses Viertelton-Spiel zu ermöglichen, ohne dass der jeweilige Spieler Vierteltöne greift.
Eine formale Besonderheit dieser Caprice ist, dass das Geschehen an einem gewissen Punkt kippt und in eine andere Richtung geht. Der Titel ...jusqu‘à l‘aurore... ist vom Film From Dusk Till Dawn inspiriert, wo eben genau dies stattfindet."
Werkeinführung, Thomas Wally, abgerufen am 04.11.2021 [http://www.thomaswally.com/assets/we_...jusqu%e2%80%98%c3%a0-l%e2%80%98aurore...-caprice(iv)bleu.pdf]
Uraufführung
12. Juni 2015 - Kunstraum Walcheturm, Zürich (Schweiz)
Mitwirkende: Mondrian Ensemble
Österreichische Erstaufführung
29. November 2021 - Casino Baumgarten, Wien
Veranstaltung: Wien Modern
Mitwirkende: Mondrian Ensemble
Weitere Information: Die Erstaufführung war bereits im Programm Wien Modern 2020. COVID-19 verhinderte diese Aufführung.
Aufnahme
Titel: Thomas Wally - Jusqu’à l’aurore
Label: col legno (CD, WWE 1CD 20448)
Jahr: 2020
Mitwirkende: Mondrian Ensemble: Ivana Pristasová (Violine), Petra Ackermann (Viola), Karolina Öhman (Violoncello), Tamriko Kordzaia (Klavier)
Titel: ... Jusqu'à l'aurore ... : Caprice (IV) bleu
Plattform: YouTube
Herausgeber: Mondrian Ensemble – Thema
Datum: 11.06.2020
Mitwirkende: Mondrian Ensemble: Ivana Pristasová (Violine), Petra Ackermann (Viola), Karolina Öhman (Violoncello), Tamriko Kordzaia (Klavier); Thomas Wally (Violine, Gast)
Weitere Informationen: Gramola, col legno music 2020
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 9. 11. 2021): Wally Thomas . ...jusqu'à l'aurore... Caprice (IV) bleu. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/197498 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).